Schweiz
Gesellschaft & Politik

Die Pauke fand wenig Widerhall: 900 Stellen weg – na und?

Susanne Wille, Generaldirektorin der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG, erklaert einem Journalisten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA den kommunizierten Stellenabbau bei der SRG, am ...
Susanne Wille, Generaldirektorin der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG, erklärt den Stellenabbau.Bild: keystone

Die Pauke fand wenig Widerhall: 900 SRG-Stellen weg – na und?

Die Schreckensmeldung hat nicht geschreckt: Auf die Ankündigung eines grossen Stellenabbaus bei der SRG folgt kein Aufschrei.
29.11.2025, 10:4929.11.2025, 10:49
Christian Mensch / ch media

Es war eine Ankündigung für die Galerie: Die SRG müsse bis in vier Jahren bis zu 900 Stellen abbauen, kommunizierte deren Generaldirektorin Susanne Wille diese Woche. Auch wenn nicht allgemein bekannt, so war die Meldung für aufmerksame Zeitgenossen doch ohne Newswert. Das Sparvolumen von 270 Millionen Franken steht seit zwei Jahren fest, ebenso die approximative Umrechnung in Stellen. Weshalb also die Ankündigung?

Weil der Abstimmungskampf um die SRG-Gebühren in die heisse Phase kommt. Es gilt die Zustimmung zur «Halbierungsinitiative» zu verhindern, die so heisst, weil sie den Erlös für die SRG faktisch halbiert. Und es gilt zu antizipieren, was bedeutet, wenn die Gebühr nach dem Vorschlag des Bundesrates auf 300 Franken jährlich reduziert wird.

Die Zahl «900» ist ein Paukenschlag, eigentlich. Ein Stellenverlust dieser Grössenordnung ist in jeder Branche einschneidend. Für ein Medienunternehmen bedeutet er einen Abbau von publizistischer Leistung, der jedem durchschnittlichen Nutzer auffallen wird. Es scheint nicht sonderlich zu kümmern; die Pauke fand wenig Widerhall.

Wenn es Willes Kalkül war, einen Aufschrei der Solidarität zu provozieren, ist dies nicht gelungen. Ihre Kommunikation droht vielmehr zur Steilvorlage für jene Kritiker zu werden, die schon immer zu wissen glaubten, dass die SRG zu viele Mitarbeitende beschäftigt und dass Programm ohne Not gekappt werden kann.

Das ist kein gutes Omen für die SRG. (aargauerzeitung.ch)

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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sandlerkönig Eberhard
29.11.2025 12:38registriert Juli 2020
„Für ein Medienunternehmen bedeutet er einen Abbau von publizistischer Leistung, der jedem durchschnittlichen Nutzer auffallen wird.“

Und genau das ist der Knackpunkt. Es gibt keinen „durchschnittlichen Nutzer“. Der eine informiert sich, der zweite will Eishockey und Formel 1, der dritte leicht seichte Unterhaltung. Wird beim ersten gespart, interessiert das den zweiten und dritten nicht.
Warum hat man nicht ganz klar aufgezeigt, WELCHE Stellen betroffen sind und WELCHE Konsequenzen daraus entstehen? Weil es halt vielleicht doch jede menge (unnötige) Wasserkopf-Stellen sind?
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Sweeney Todd
29.11.2025 11:35registriert September 2018
Vielleicht liegt es aich einfach daran, dass die SRG komplett aufgebläht ist. Jeder der einmal mit der SRG zu tun hat/te, der weiss wie wenig Synergien zwischen 'Ressorts' bestehen und dass sehr viele Stellen einfach doppelt besetzt sind, weil man die Fachkräfte nicht teilen will. Führt dann aber dazu, dass gewisse Arbeiter einen halben Tag bezahlt ein bisschen Käffele und das muss nicht sein.
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Peter D
29.11.2025 10:56registriert Januar 2023
Wenn das finanziell stärkste Medienhaus, das den Markt dominiert, den Abbau von 900 Stellen als Drama inszeniert, wirkt das wie ein Spiel mit Mitleid. Faktisch handelt es sich weniger um eine existenzielle Krise als um eine Rückkehr von Luxus zur Normalität: jahrelanges Wachstum, Überkapazitäten und Expansionsgelüste werden nun zurechtgestutzt. Die Initiative ist nicht der Untergang, sondern Ausdruck einer Anpassung an realistische Marktbedingungen – ein Schritt, der zeigt, dass auch Platzhirsche nicht immun gegen Normalisierung sind.
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